Abstractpreis 2019 für Dr. Carsten Herz
Bei dem Abstract „Inverse Assoziation zwischen kälte-induzierter Thermogenese und metabolischer Inflammation in morbid adipösen Patientinnen und Patienten“ handelt es sich um eine Analyse der Baseline-Daten einer prospektiven longitudinalen Studie, in der der Einfluss eines bariatrischen Eingriffs auf die Aktivität des braunen Fettgewebes analysiert wird. Diese Studie wird in der Arbeitsgruppe von Prof. Florian Kiefer an der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Medizinischen Universität Wien in Kooperation mit der Chirurgie, Nuklearmedizin und der Labormedizin durchgeführt.
In den letzten zehn Jahren hat sich gezeigt, dass einige Erwachsene noch metabolisch aktives braunes Fett aufweisen und dass Menschen mit Übergewicht oder Diabetes weniger davon haben. In braunem Fett wird durch die Entkopplung der Zellatmung von der ATP-Synthese Wärme erzeugt, welche somit dem Organismus nicht mehr in Form von chemischer Energie zur Verfügung steht. Dies ist besonders für Säuglinge oder kleine Wirbeltiere zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur relevant. Diese Erhöhung des Energieumsatzes und mögliche endokrine Effekte mediiert über sogenannte BATokine (Brown adipose tissue cytokines) könnten jedoch auch positive Effekte auf den Energiestoffwechsel haben.
In unserer Studie wurden nun 40 morbid adipöse Patientinnen und Patienten rekrutiert, die eine Sleeve-Gastrektomie oder einen Omega-Loop-Magenbypass erhalten sollen. Vor der OP wurde das Vorhandensein und die Aktivität des braunen Fettgewebes nach Kältestimulation mittels 18F-FDG-PET/CT untersucht. Dabei stellten wir fest, dass 35% der Teilnehmer nachweisbares braunes Fett haben und dass es in dieser morbid adipösen Kohorte ausschließlich in Frauen detektiert werden konnte. Die kälte-induzierte Thermogenese, der prozentuelle Anstieg des Ruheenergieumsatzes nach der Kältestimulation, unterschied sich stark zwischen jenen mit und jenen ohne nachweisbares braunes Fett (10 vs. 3 %) und korrelierte positiv mit der Aufnahme des Glukosetracers im braunen Fettgewebe. Letztendlich konnten wir zeigen, dass die kälte-induzierte Thermogenese negativ mit dem viszeralen Fettvolumen, dem HOMA-Insulinresistenz-Index und dem Entzündungsmarker CRP korreliert. In einem multiplen Regressionsmodell zeigte sich CRP als stärkster mit der kälte-induzierten Thermogenese assoziierter Faktor, welcher unabhängig von der Insulinresistenz oder dem viszeralen Fettvolumen war. Diese Daten geben Hinweis darauf, dass braunes Fettgewebe auch indirekt einen positiven Einfluss auf den Energiestoffwechsel über Verbesserung der Adipositas-assoziierten Entzündung haben könnte.
In der longitudinalen Auswertung der Studie werden wir den Einfluss post-operativer Veränderungen im Gallensäurestoffwechsel, des Darmmikrobioms und der Inkretine auf das braune Fett untersuchen und dabei analysieren, inwiefern diese Änderungen den metabolischen Benefit der Eingriffe erklären.
Zur Person: Dr. Carsten Herz absolvierte das Diplomstudium Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien, wo er derzeit im PhD-Programm „Endocrinology and Metobolism“ inskribiert ist und wo er seine klinische Basisausbildung absolviert. In der Arbeitsgruppe von Prof. Florian Kiefer arbeitet er an klinischen Studien im Bereich braunes Fettgewebe und metabolische Gesundheit.
Bildnachweis: © privat
ÖAG Jahrestagung
10.-11. Oktober 2024
Adipositas Akademie
eine Fortbildungsinitiative
der ÖAG
Adipositas Netzwerk
zum Suchen und Mitmachen