Abstractpreise 2018 der Österreichischen Adipositas Gesellschaft und der Österreichischen Gesellschaft für Adipositas- und Metabolische Chirurgie an Dr. Renate Kruschitz und Marlene Prager an verliehen
Im Rahmen der Gemeinsamen Jahrestagung der Österreichischen Adipositas Gesellschaft und der Gesellschaft für Adipositas- und Metabolische Chirurgie, die vom 19.–20.10.2018 im Tech Gate Vienna stattfand, konnten dieses Jahr zwei Abstractpreise verliehen werden.
Die eingereichte Arbeit “Cardiovaskuläre Risikofaktoren und deren Zusammenhänge bei morbid adipösen Patienten mit Vitamin D Mangel nach Ein-Anastomosen-Magenbypass Operation” basiert auf Daten der LOAD-Studie, einer randomisiert, kontrollierten Vitamin D (VD) Substitutionsstudie, durchgeführt an der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen der Medizinischen Universität Wien. Darin wurden 50 VD-defiziente Patienten (= 25(OH)D <75nmol/l) nach Ein-Anastomosen-Magenbypass über 12 Monate beobachtet.
Bereits vor einer bariatrischen Operation weisen 50-96% der Patienten eine VD-defizienz auf. VD-Mangel (VDM) (= 25(OH)D <50 nmol/l), als auch Adipositas werden mit einem ungünstigen Effekt auf das cardiovaskuläre (CV) Risiko in Zusammenhang gebracht. Diesbezüglich wurden in dieser Analyse die Auswirkungen einer operativinduzierten Gewichtsabnahme unter laufender VD-Substitution auf CV Risikofaktoren und deren Zusammenhänge analysiert. Ergänzend, da nachteilige Effekte vor allem bei Patienten mit VDM zu sehen sind, wurde die Studienpopulation in Subgruppen mit 25(OH)D Konzentrationen ≥50 nmol/l (adequate VD Gruppe; AVD) und <50 nmol/l (inadequate VD Gruppe; IVD), nach 6 und 12 Monaten, unterteilt.
Über den Beobachtungszeitraum kam es zu einer klinisch relevanten Verbesserung aller analysierten CV Risikofaktoren. Das Framingham 10-Jahres CV-Risiko zeigte eine signifikante Reduktion von 3% nach 12 Monaten. Es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Subgruppen AVD und IVD in den ausgewerteten Parametern detektiert werden. Jedoch wurden signifikant positive Assoziationen von 25(OH)D mit dem Verlauf von C-Peptid und negative mit der Entwicklung von Körpergewicht und zusammensetzung (Gesamtkörperfett, Bauchumfang) gefunden. Die vorliegenden Daten weisen auf eine wesentliche Verbesserung der CV Risikofaktoren nach OAGB bei VD-defizienten Patienten hin , wobei eine höhere 25(OH)D Konzentration mit einer gesteigerten Insulinsekretion in Zusammenhang stehen könnte. Die Effekte zeigen sich abhängig von Gewichtsverlust und den damit verbunden Änderungen in der Körperzusammensetzung.
Zur Person: Dr. Kruschitz Renate absolvierte das Diplomstudium der Humanmedizin wie auch das Doktoratsstudium der medizinischen Wissenschaften (Doctoral school for lifestyle-related diseases) an der Medizinische Universität Graz. Im Zuge ihrer Tätigkeit als Assistenzärztin für Innere Medizin an der Abteilung für der Endokrinologie und Stoffwechsel entstanden im Studienteam unter der Leitung von Prof. Bernhard Ludvik wissenschaftliche Beiträge aus den Bereichen Adipositas, Metabolischen Syndrom, Diabetes mit ernährungsmedizinischem Fokus. Derzeit ist sie als Assistenzärztin für Innere Medizin im Krankenhaus der Elisabethinnen Klagenfurt tätig.
Marlene Prager studiert Humanmedizin im 5. Studienjahr an der Medizinischen Universität Wien. In der Arbeitsgruppe von Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Florian Kiefer an der Klinischen Abteilung für Endokrinologie & Stoffwechsel arbeitet sie an ihrer Diplomarbeit zum Thema metabolischer Veränderungen nach bariatrischer Chirurgie.
Der zur ÖAG-Jahrestagung eingereichte Abstract untersucht den Anstieg des kardialen Risikomarkers NT-proBNP nach bariatrischen Operationen und etwaige Zusammenhänge zu bekannten postoperativen metabolischen Verbesserungen. In Tierversuchen wurde gezeigt, dass Brain Natriuretic Peptide (BNP) zu einer Stimulation von braunem Fettgewebe und zu gesteigerter Lipolyse in Adipozyten führt. Trotz vereinzelten Berichten über eine Assoziation zwischen NT-proBNP Anstieg und postoperativem Gewichtsverlust sind die Zusammenhänge zwischen BNP und positiven metabolischen Auswirkungen in bariatrischen Patienten noch weitgehend unklar.
Zu diesem Zweck wurden alle zwischen 2005 und 2016 im AKH Wien operierten Patienten mit Sleeve-Gastrektomie, Y-Roux-Magenbypass oder Omega-Loop-Magenbypass eingeschlossen, für die ein präoperativer und mindestens ein postoperativer NT-proBNP-Wert vorlagen (n=454).
Drei Monate postoperativ kam es zu einer OP-Methoden unabhängigen Verdopplung der NTproBNP-Ausgangswerte welche bis zum Beobachtungsende (12 Monate post-OP) persistierte.
Sechs Monate postoperativ war der Anstieg von NT-proBNP mit Markern einer verstärkten
Hämodilution und Ernährungsparametern assoziiert. In einem multivariablen Regressionsmodell blieben der Abfall von Albumin (b=-0,318, p<0,001) und der Abfall der Erythrozytenzahl (b=-0,241, p<0,001) als einzig signifikante Prädiktoren für den postoperativen NT-proBNP Anstieg über.
Vorangegangene Studien berichten eine Expansion des Extrazellulärvolumens nach bariatrischen Eingriffen. Der postoperative NT-proBNP-Anstieg scheint somit primär mit Verschiebungen des Wasserhaushaltes und nicht mit einer Verschlechterung der kardialen Funktion oder metabolischen Veränderungen vergesellschaftet zu sein. Ob postoperative Mangelerscheinungen eine ursächliche Rolle darin spielen, muss in weiteren Studien untersucht werden.
ÖAG Jahrestagung
10.-11. Oktober 2024
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